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Newsletter »ValiKom Transfer« Ausgabe 04/2022

ValiKom weckt Interesse über nationale Grenzen hinaus

Am 18. Oktober 2022 fand in Zagreb ein internationaler Workshop zum Thema Validierung statt. An diesem nahm auch Projektmitarbeiterin Dr. Alicia Prochotta von der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart teil und stellte dort ValiKom vor. Neben ValiKom wurden in dem Peer-Learning-Workshop noch drei weitere europäische Validierungsverfahren von den jeweiligen Landesvertretungen präsentiert. Ziel des Workshops war es, kroatischen Interessenvertreter*innen und Behörden die Möglichkeit zu bieten, sich mit den Referent*innen zu den jeweiligen Validierungsverfahren auszutauschen. Initiiert wurde der Austausch durch das Skills Team des Direktorats für Beschäftigung, Arbeit und Soziales der OECD in Paris. Das Team arbeitet momentan an einem Projekt der Europäischen Kommission, das die kroatische Regierung bei der Einführung eines Systems zur Validierung von beruflichen Kompetenzen unterstützen soll. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ValiKom als gutes Beispiel identifiziert.

Alle weiteren Details zum Validierungsverfahren als auch zu geplanten Veranstaltungen der Projektpartner finden Sie auf unserer Homepage.

Erfolgsgeschichte: Vom Validierungsverfahren in die Selbstständigkeit

Ommolbanin Pourkazemdizaji stammt aus dem Iran und lebt erst seit 7 Jahren in Deutschland, doch ihre ambitionierte Art hat dazu beigetragen, dass sie in dieser kurzen Zeit schon sehr weit gekommen ist. Die Teilnehmerin durchlief das Validierungsverfahren im Referenzberuf ‚Maßschneiderin‘ bei der Handwerkskammer Hannover. Nun hält sie einen offiziellen Nachweis über ihre beruflichen Kompetenzen in den Händen. Im Interview schildert Frau Pourkazemdizaji ihre Erfahrungen mit dem Validierungsverfahren. 

 

1. Frage: Erzählen Sie uns, wie Sie auf das Validierungsverfahren aufmerksam wurden?
Ommolbanin Pourkazemdizaji: Im Iran habe ich das Schneiderhandwerk gelernt und eine Ausbildung zur Modedesignerin gemacht. Dort habe ich in meinem eigenen Institut junge Frauen zu Schneiderinnen und Näherinnen ausgebildet und auch als staatliche Prüferin mitgewirkt. Seit 2015 lebe ich in Deutschland. Zum Ausüben meines Berufs fehlte mir ein Nachweis meiner beruflichen Fähigkeiten. Aus diesem Grund wurden mir nur Stellen für angelernte Aushilfskräfte angeboten. Daher habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, um meine berufliche Situation zu verbessern. Bei meiner Suche wurde ich von der Handwerkskammer Hannover schließlich auf das Validierungsverfahren aufmerksam gemacht. Ein Verfahren, welches meine Berufserfahrung bewertet und ein Zertifikat über diese ausstellt. Da habe ich gewusst, das ist es!

 

2. Frage: In Ihrer Heimat haben Sie sogar als Prüferin gearbeitet, wieso haben Sie ihren ausländischen Berufsabschluss hier nicht anerkennen lassen?
Ommolbanin Pourkazemdizaji: Selbstverständlich habe ich als erstes versucht, meinen ausländischen Berufsabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen, bevor ich mich zum Validierungsverfahren angemeldet habe. Leider waren die Unterschiede zwischen meiner Berufsqualifikation im Iran und dem deutschen Referenzberuf ‚Maßschneiderin‘ zu groß. Deswegen habe ich mich zur Teilnahme am Validierungsverfahren entschieden.

 

3. Frage: Frage: Wie haben Sie sich anschließend auf das Verfahren vorbereitet und wie lief es ab?
Ommolbanin Pourkazemdizaji: Die wichtigste Vorbereitung war das Erlernen der deutschen Sprache, womit ich bereits vor dem Validierungsverfahren angefangen habe. Hinzu kamen die unterschiedlichen Gespräche mit der Kammermitarbeiterin sowie den Berufsexpertinnen. Anschließend folgte die Fremdbewertung in der meine Fähigkeiten und Kenntnisse bewertet wurden. Um meine beruflichen Kompetenzen festzustellen, bestand meine Aufgabe darin, binnen einer Arbeitswoche ein von mir entworfenes Damen-Kostüm anzufertigen. Das Set bestand aus einem Rock und einer Jacke.

 

4. Frage: An welchen Augenblick während des Validierungsverfahrens denken Sie am liebsten zurück?
Ommolbanin Pourkazemdizaji: Das schönste Erlebnis war natürlich das Erlangen des Zertifikates. Darauf bin ich stolz! Besonders gern erinnere ich mich ebenfalls an die großartige Unterstützung der Mitarbeiterinnen der Handwerkskammer Hannover zurück. Nicht zuletzt danke ich meinen deutschen Freunden, die mir unter anderem beim Verstehen von Verfahrensfragen unermüdlich geholfen und mir immer wieder Mut gemacht haben.

 

5. Frage: Frage: Nach dem Validierungsverfahren hat sich für Sie einiges getan. Berichten Sie mal.
Ommolbanin Pourkazemdizaji: Meine Bewerbungen bei verschiedenen Unternehmen als Maßschneiderin war bis jetzt noch nicht erfolgreich, deshalb entschied ich mich für den Weg in die Selbstständigkeit. Ich arbeite nun als selbständige Maßschneiderin und führe endlich wieder meinen Lieblingsberuf aus. Diese Tatsache macht mich überglücklich. Natürlich ist das Zertifikat nicht entscheidend für meinen Erfolg als Selbstständige, sondern die Qualität meiner Arbeit. Aber das Zertifikat hat mir den Mut und das Selbstvertrauen gegeben, die Selbständigkeit zu wagen.

 

6. Frage: Würden Sie das Validierungsverfahren weiterempfehlen?
Ommolbanin Pourkazemdizaji: JA! Ein Nachweis über das berufliche Können ist ein wichtiger Grundstein für ein erfolgreiches Berufsleben in Deutschland.

Erster regionaler Erfahrungsaustausch von Bewerterinnen und Bewertern erfolgreich durchgeführt

Am 13. Oktober 2022 fand in Düsseldorf der erste Erfahrungsaustausch der Bewerterinnen und Bewerter der Region West zur Umsetzung von Validierungsverfahren statt. Diese Veranstaltung richtete sich an alle Berufsexpertinnen und -experten der Projektkammern aus dem westlichen Bundesgebiet, um sich über das Validierungsverfahren auszutauschen. Nach einem kurzen Rückblick, was bisher im Projekt erreicht wurde und einer Vorstellung ausgewählter Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung, startete der Erfahrungsaustausch in Kleingruppen. Dazu wurden die Teilnehmenden in berufsverwandte Gruppen aufgeteilt. Zum Einstieg stellte in jeder Gruppe ein Bewerter bzw. eine Bewerterin mithilfe eines Fotos eine Bewertungssituation vor, zu der sich im Anschluss ausgetauscht wurde. Dabei wurden Gemeinsamkeiten bei der Vorgehensweise aber auch Unterschiede sichtbar. In allen Gruppen lag das Augenmerk auf der Vorbereitung und Durchführung von Fremdbewertungen und dem Gespräch zur Fremdbewertung.
Die gemeinsame Abschlussrunde, bei der die wichtigsten Erkenntnisse aus den Gruppen vorgestellt wurden, zeigte wie wichtig und wertvoll solch ein Austausch ist. Viele der Bewerterinnen und Bewerter gaben an, dass sie von den Erfahrungen der anderen gelernt haben und Impulse für zukünftige Fremdbewertungen mitgenommen haben.

In den nächsten beiden Projektjahren ist ein solches Format auch in den restlichen Regionen (Nord, Ost und Süd) geplant.

Aktuelles

Im Rahmen des Projektes wird das Berufsangebot weiter ausgebaut.
Teilnehmende können jetzt zusätzlich in den Referenzberufen

  • Änderungsschneider/in
  • Fachkraft für Veranstaltungstechnik

validiert werden.

Das gesamte Team des Projekts ValiKom Transfer wünscht Ihnen und Ihrer Familie erholsame Feiertage und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

 

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