Newsletter »ValiKom Transfer« Ausgabe 01/2024
Fachkräftesicherung: Validierung als Chance zur beruflichen Entwicklung
Ein Ansatz, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken, ist es, das (verborgene) Potential in der Gruppe der sogenannten An- und Ungelernten zu heben. Für diejenigen Personen aus dieser Gruppe, die bereits über einschlägige Berufserfahrung in einem Tätigkeitsfeld verfügen, stellt die abschlussbezogene Validierung eine neue Möglichkeit dar, ihre beruflich erworbenen Kompetenzen im Hinblick auf einen Referenzberuf zertifizieren zu lassen und sie dadurch – für sich selbst und für andere – sichtbar zu machen.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung durch das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln wurde deutlich, dass das erfolgreiche Durchlaufen des Validierungsverfahrens für die Teilnehmenden eine selbstwertsteigernde Erfahrung darstellt, aus der sie persönlich gestärkt und zukunftsoptimistisch herausgehen. Für einen Teil der Teilnehmenden werden dadurch weitere berufliche Entwicklungsschritte vorstellbar und v. a. dann umsetzbar, wenn sie von ihren Arbeitgebern oder anderen begleitenden Akteuren Zuspruch und Unterstützung erhalten.
Auch Unternehmen machen sich das Validierungsverfahren zunutze und setzen es beispielsweise zur gezielten Personalentwicklung ein. Unternehmen gaben bei den Befragungen außerdem an, dass sich die Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Verfahrensteilnahme und die damit entgegengebrachte Anerkennung der Leistung positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirkt.
Die wechselseitige Verbindung der Teilnehmenden- und Unternehmensperspektive kann als Win-Win-Wirkungspotenzial der Validierung veranschaulicht werden und zeigt, dass die berufsabschlussorientierte Validierung zur quantitativen und qualitativen Fachkräftesicherung beitragen kann.
Diese Erkenntnisse sind in einem Fachbeitrag über das im Projekt ValiKom Transfer erprobte Validierungsverfahren im Detail dargestellt. Der Beitrag ist im Online-Fachjournal Berufs- und Wirtschaftspädagogik - online (bwp@) im Januar 2024 erschienen. Verfasst wurde der Artikel vom Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT).
Der Beitrag ist hier zu finden.
Kompetenzprofil für Validierungsberater*innen veröffentlicht
Das Projekt ValiKom Transfer wird seit Projektbeginn vom Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) wissenschaftlich begleitet und hat bereits viele verschiedene Aspekte beleuchtet. Im letzten Jahr lag der Fokus auf der Validierungsberatung. In diesem Zusammenhang hat das FBH gemeinsam mit einigen Projektmitarbeiterinnen ein Kompetenzprofil für Validierungsberater*innen erarbeitet, das nun veröffentlicht wurde. Anlass für die Erstellung des Kompetenzprofils war die Erkenntnis, dass die Beratung in einem Validierungsverfahren einen hohen Stellenwert einnimmt und eine professionelle und wertschätzende Beratung maßgeblich dazu beiträgt, dass die Teilnehmenden das Validierungsverfahren erfolgreich durchlaufen. Gleichzeitig zeigte die Analyse der Aufgaben der Validierungsberater*innen auch, dass diese sehr umfangreich sind und dafür vielfältige Kompetenzen nötig sind.
Das neu entwickelte Kompetenzprofil umfasst die wesentlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, die für ein professionelles Handeln notwendig sind und soll dabei helfen, diese sichtbar zu machen. Neben der gezielten Förderung von Kompetenzen kann das Kompetenzprofil auch als wirksames Instrument in der Personalgewinnung und -entwicklung eingesetzt werden.
Das Kompetenzprofil finden Sie hier.
Details der Analyse zur Bedeutung und Qualität der Beratung können dem Bericht „Wir gehen den Weg gemeinsam“ – Beratung im Validierungsverfahren entnommen werden.
Aktuelles
- Die rechtliche Verankerung eines Feststellungsverfahrens der individuellen beruflichen Handlungsfähigkeit (Validierung) wurde am 7. Februar 2024 durch das Bundeskabinett mit dem Entwurf eines Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetzes (BVaDiG) beschlossen. Den Regierungsentwurf (Kabinettsfassung) finden Sie hier. Anbei auch die Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Pressemitteilung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und das Statement des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) dazu.
- Im Januar wurden zum ersten Mal im Referenzberuf ‚Augenoptiker/in‘ berufliche Kompetenzen bewertet. Durchgeführt wurde das Validierungsverfahren bei der Handwerkskammer Koblenz. Die Teilnehmerin zeigte bei der Fremdbewertung erfolgreich ihr berufliches Können, das sie sich über 20 Jahre angeeignet hat, und erhielt im Anschluss ihr Validierungszertifikat.